Ergänzende Ausführungen und Details zur Frauentracht
Historische Details
Für die Frauentracht im Hummelgau wurde historisch weitgehend einheitlich beschrieben: Weißes Hemd, in vertikale Falten gelegt, bis zum Hals geschlossen; lange Ärmel, weit geschnitten, am Handgelenk mit Manschette gefasst und mit Knöpfen geschlossen. Darüber wird ein schwarzes Mieder getragen, dessen Ausschnitt unter der Brust verläuft. Es ist vorn mit Haken geschlossen, später mit Silberborten oder Goldschnüren verziert. Das Brusttuch bestand aus einem viereckigen Tuch mit oder ohne Fransen, das zum Dreieck gefaltet über den Nacken gelegt wurde. Die beiden Enden wurden über der Brust gekreuzt, verdeckten dort das Hemd, und wurden im Rücken verknotet. Über dem Mieder wird eine kurze schwarze Jacke (Schaube, Schoßwams, Mutze) mit rundem Kragen und weiten Ärmeln - mit Haken zu schließen, aber meist offen – getragen. Der Rock aus schwarzem oder dunkelblauem Wollstoff, in zahlreiche Falten gelegt (gestiftelt) war am Mieder angenäht, vorn zum Einstieg offen und ging über die Knie oder bis zu den Knöcheln. Im unteren Drittel befanden sich zwei handbreite blaue Streifen aus Seidenmoirée oder einfacherem Stoff. Darüber wurde eine Schürze getragen, die vorn gebunden wurde. Ein Ledergürtel mit Zierbeschlägen umschlang die Taille, daran ein Schnappmesser. Kniestrümpfe bedeckten die Beine vom Knie bis zum Knöchel, die Füße steckten barfuß oder im Winter mit Socken in schwarzen Lederschuhen. Unter dem Rock fand sich ein Unterrock aus Leinen mit Rüschen /sog. Fälbel) am Saum. Die Kopfbedeckung war mehrfachem Wandel unterworfen. Ursprünglich wird beschrieben, dass ein weißes Tuch über den Kopf gelegt wird, von einem 2. Tuch über den Schultern gehalten. Alternativ wird eine nach oben spitz zulaufende Backenhaube genannt, mit weißem Stirnband gehalten. Spätere Beschreibungen (gerade auch Hübsch 1842) beschreiben eine mit Seide und Flitter gestickte Haube, über die ein schwarzes oder rotes Kopftuch gewunden und nach hinten gebunden ist. In einer Beschreibung von 1865 (Fentsch) taucht erstmals auf, dass unter dem turbanartig gewundenen und im Nacken gebundenen Schlingtuch ein Neschenhäubchen sitzt mit vorn aufrecht stehenden Neschen und abgesticktem Bödchen.
Werktagskleidung
Bei der Arbeit trug die Hummelbäuerin als Kopfbedeckung ein Dreieckstuch, das man über den Kopf legte, im Nacken verkreuzte, die Enden wieder nach oben legte und dort verknotete, so dass die Zipfel links und rechts vom Kopf abstanden. Man nannte dieses Tuch „Schwanztüchlein“. Als Gewand wurde regelmäßig abgelegte Festkleidung genutzt.
Anmerkung zur Bilddarstellung “Obermainkreis”
Zeichnung von 1836
Die Feldforschung weiß aus verschiedenen Quellenvergleichen heute, dass die Maler und Zeichner, die sich der Darstellung der jeweils zeitgenössischen Trachten widmeten, nicht immer absolut vorbildgetreu blieben, sondern Trachten manchmal auch etwas freier darstellten. Dabei wurden auch oft Vorlagen anderer Maler ganz oder teilweise übernommen. Hinsichtlich der in dem erwähnten Bild fehlenden Schürze bei der Frauentracht erklärte die als lokale Brauchtumsforscherin bekannte Annemarie Leutzsch („Rettl aus dem Hummelgau“) bei einer diesbezüglichen Befragung, dass immer eine Schürze, auch von den Mädchen, getragen wurde, schon allein, um den vorn befindlichen Einstieg in die Tracht zu verdecken. Die Darstellung dürfte deshalb möglicherweise auf einem Beobachtungsfehler des Zeichners beruhen. Häufig wurde, wie aus alten Bildern hervorgeht, eine dem Rock gleichfarbige oder ähnliche Schürze getragen, auf der auch die Zierbänder durchliefen. Bei der vor dem Rock dargestellten Schleife könnte es sich damit auch um die Schürzenbänder der – damals noch vorn gebundenen – Schürze handeln.
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