Die „Alt-Bayreuther“ Tracht
Ein Vorwort
Der Begriff „Tracht“ wurde erst im Historismus um 1900 geprägt. Für die Zeit davor ist im regional bedeutsamen Bereich des Hummelgaus der Begriff „Bauernwoar“ gebräuchlich. Die Bauernwoar oder neuer „historische Bauerntracht“ als regional geprägte, schichtenbezogene Kleidung ist nach heutigem Kenntnisstand ein vor allem auf den Zeitraum Ende des 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts einzugrenzendes Kulturphänomen, das hernach durch den Historismus bis zum Ende des 19 Jahrhunderts in einigen Regionen tradiert oder neu belebt sowie als Folklorismus bis in unsere Zeit kräftig reaktiviert worden ist .
Ausgangslage
Nachdem die „historischen Bauerntrachten“ bereits Mitte des 19 Jahrhunderts bis auf wenige Einzelfälle dem modischen Wandel gewichen waren, führten nicht zuletzt die durch das Bayerische Königshaus initiierten Feste und Trachtenumzüge im Einklang mit einer Romantisierung des ländlichen Lebens um 1900 zu einer Rückbesinnung auf die historische Kleidung. Dies konnte aber – da im Alltag die Entwicklung nicht mehr zurückzudrehen war – nur durch organisierte Interessengruppen geleistet werden. Es war die Geburtsstunde der Trachtenvereine. Einem Vorbild aus Oberbayern folgend gründeten sich fränkische Trachtenvereine als Gebirgstrachtenvereine, einem damaligen Klischee folgend. Auch der Alt-Bayreuther Verein machte keine Ausnahme und firmierte zunächst unter „Almrausch, Stamm Bayreuth“ als Gebirgstrachtenerhaltungsverein mit einer von der Miesbacher Tracht abgeleiteten Gebirgstracht. Nach einem ersten Versuch der Regionalisierung in den 30er Jahren, der durch die Gleichschaltung der Herren des sogenannten „Dritten Reiches“ ein schnelles Ende fand, wandte sich der Verein Anfang der 60er Jahre endgültig der regionalen Volkstracht zu.
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